Stell dir vor, es wäre normal, wenn nach sieben Jahren alle Beziehungen aufgehoben und aus den frei gewordenen Partnern wieder neue Partnerschaften gebildet würden. Bekanntlich bringt das verflixte siebte Ehejahr besonders grosse Hürden und es stellt sich die Frage, ob es nicht einfacher wäre, dann wieder neu anzufangen. So könnte man diesen unangenehmen Aufgaben ausweichen und mit neuem Elan von vorne beginnen.
Das neue Kennenlernen ist spannend, der Sex gigantisch, vieles, was sich im Kreis gedreht hat, bekommt nun eine neue Richtung. Abwechslung macht das Leben süß. Was in der alten Partnerschaft zäh und mühsam war, bekommt nun eine neue Chance. Es gibt viele Menschen, die dies bewusst oder unbewusst auf diese Weise leben.
Irgendwann, nach mehrmaligem Wechsel, wird man vermutlich feststellen, wie anstrengend es ist, immer wieder neu zu beginnen! Einen Menschen neu kennen zu lernen, hat zwar einen grossen Reiz, kostet jedoch immer Zeit, Kraft und Energie, welche dann nicht für die Karriere, das Hobby oder die Berufung zur Verfügung steht. Ein „höheres“ Ziel wird dadurch eventuell gar nicht erreicht. Wir haben Illusionen, dass in der neuen Beziehung alles besser sein wird. Aber wir nehmen uns immer mit, wodurch die Luftschlösser nach einiger Zeit wieder in sich zusammenfallen.
Jene, die sich aus verschiedenen Gründen nicht trennen möchten, gehen eigene Wege. Haushalt und Kinder sind Sache der Mutter, Geschäft und Finanzielles die des Vaters. Jeder organisiert sich, arbeitet viel, aber von „Beziehung“ kann man nicht mehr sprechen. Man hört sie sagen: Solange die Kinder uns brauchen, werden wir durchhalten. Dies ist gut gemeint, aber eine unbefriedigende Situation für alle Beteiligten. Später hört man dann alte Leute klagen: Ich habe mein Leben geopfert, war nie richtig glücklich. Mein Partner hat mich nie richtig geliebt. Obwohl diese Paare ein Leben lang zusammen waren, hatten sie es verpasst, bis ins Detail ihre Bedürfnisse kund zu tun und mit denen des Partners abzugleichen.
Welches sind die Vorteile, wenn man ein Leben lang zusammenbleibt und sich regelmässig abspricht in Bezug auf Bedürfnisse und Gefühle?
Die wirkliche Eigenart eines Menschen zeigt sich erst nach längerer Zeit. Wenn Vertrauen gegenüber einer anderen Person vorhanden ist, kann man sich „fallen“ lassen. So sein zu dürfen, wie man wirklich ist, mit all seinen Stärken und Schwächen, seinen „Ticks und Spinnereien“ und dennoch geliebt zu werden, ist ein wahrer Lottogewinn! Dieses Geschenk lässt dich das Leben in seiner vollen Pracht geniessen. Zu wissen, dass dein Partner bereit ist, sich stetig mit dir zu entwickeln, macht dich frei für Neues, gibt Dir Sicherheit und schenkt Dir Fülle. Sicher kann man diesen Zustand auch als Single erfahren, aber niemals in diesem Ausmass. Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid, halbes Leid! Tiefe Vertrautheit kann erst nach vielen Jahren entstehen, kurze Beziehungen bleiben immer an der Oberfläche.
Stell dir vor, was es für deine Kinder bedeuten würde, wenn jeweils nach sieben Jahren die Bezugspersonen wieder wechseln würden. Sicher, alles hat seine Vor- und Nachteile, auch für die Kinder. Bei lebenslanger Beziehung der Eltern werden sie jedoch in einer Stabilität aufwachsen, erfahren, dass ihre Eltern Konflikte lösen, sich gegenseitig respektieren und ihre Bedürfnisse miteinander „updaten“ können. Kein anderer Mensch ist uns so nahe wie der eigene Partner. Eltern, die zusammenbleiben und ständig Wege und Lösungen suchen für anstehende Aufgaben sind wahre Vorbilder für die nächste Generation.
Fazit:
Die persönliche Entwicklung ist in kürzeren Beziehungen weniger intensiv als in langjährigen.
Lebenslange Beziehungen machen dann Sinn, wenn man die eigenen Bedürfnisse mit denen des Partners immer wieder neu abstimmt. Wer dies praktiziert, wird für seine Bemühungen reich belohnt. Das Leben ist erfüllt mit Sinn. Die eigene Kraft ist grösser, die Psyche stabiler und der Charakter ausgeglichener.
